Entstehung des Judosports


 

Der genaue Ursprung der heutigen Kampfsportart Judo ist bislang ungeklärt. Jedoch kann man anhand vieler historischer Belege und Überlieferungen davon ausgehen, dass viele Einflüsse der heutigen Kampfkünste aus China stammen.

Samurai in voller Rüstung
Samurai in voller Rüstung

In den folgenden Jahren wurden die Techniken weiterentwickelt. Die Samurai (Mitglieder des Kriegerstandes in Japan), sie gab es bereits vor Christus, ließen die verschiedenen Stile zur Kunst reifen. Dabei wurden Kampftechniken und philosophische Lehren miteinander verbunden. In der sogenannten „Meiji-Periode“ des 19. Jahrhunderts endete die Ära der Samurai. In diesem Zeitalter wurden in Japan umfassende Reformen eingeleitet, so der Feudalismus unter Kaiser Mutsuhito abgeschafft, seine Position gestärkt und die Gesellschaft modernisiert. Auch die japanischen Kampfkünste wurden stark zurückgedrängt, dass führte dazu, dass die Samurai im Staat überflüssig waren. Kurz darauf hob man den Stand der Samurai auf, da durch die Verbreitung von Schusswaffen in Japan kein Interesse mehr an Kampfkünsten bestand.

 

Doch schon zu Beginn der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts gab es eine Rückbesinnung in Bezug auf geistliche und traditionelle Werte. 

 

Der unmittelbare Vorläufer des Judos ist Jiu-Jitsu, dass ins Deutsche übersetzt der „sanfte Weg“ bedeutet. Der Kampfstil diente der waffenlosen Selbstverteidigung, welcher auf die alten Stile der Samurai zurückzuführen ist. Ebenso konnte man mit dieser Kampfkunst den Gegner kampfunfähig machen und ihn vor dem Tod bewahren. Das Grundprinzip des Jiu-Jitsus lautet „Nachgeben um zu Siegen“. Neben Würfen und Haltegriffe beinhaltet die Kampfkunst auch Schläge und Tritte. Bis heute wird Jiu-Jitsu als eigenständige Kampfstilrichtung geschult.

 

Ende des 19. Jahrhunderts, basierend auf Jiu-Jitsu, beginnt die Herausbildung der Kampfkunst Judo. Ziel war es einen Kampfstil zu entwickeln, der zur sportlichen Betätigung, ohne große Verletzungen, diente.

 

Erwin Bälz
Erwin Bälz

Wahrscheinlich ist es einem deutschen Mediziner und Anthropologe, namens Erwin Bälz zu verdanken, dass sich die Kampfkünste in Japan wieder fest etablieren konnten. Er war jahrelang Professor an der kaiserlichen Universität in Tokio, wo er feststellte, dass man den Gesundheitszustand der Studenten verbessern müsse. Somit empfahl er den Studenten die traditionellen Kampfkünste des Jiu-Jitsus zu erlernen. 

Kanō Jigorō
Kanō Jigorō

Einer seiner Schüler Kanō Jigorō nahm seine Idee begeistert auf. Die nun zur Sportart umgewandelte Kampfkunst Jiu-Jitsu, bei der zunächst Schläge und Tritte verboten und später auch einige verletzungsträchtige Hebeltechniken untersagt wurden, bereitete Kanō Jigorō großen Spaß. Er war von der Körperstatur ein kleiner, schwacher Student, weshalb ihm die Sportart gleich zusprach, weil es nicht unbedingt auf die Kraft ankam. Im Alter von 18 Jahren studierte Kanō Jiu-Jitsu. 1882 gründete er im Tempel Shitaya seine erste eigene Schule, das „Kodokan“ (Judo-Institution in Tokio). Hier verwendete er auch zum ersten Mal den Begriff Judo für seine neuentwickelte Kampfkunst. In den darauffolgenden Jahren wurde Kanō ein bekannter Judolehrer. Nach seiner Philosophie sollte Judo jemanden gleichzeitig geistig und körperlich in einen Zustand der Harmonie und Ausgeglichenheit versetzen (bevorzugtes Grundkonzept der Kampfsportarten). 

Allerdings setze sich Judo erst im Jahre 1886 in Japan durch, als ein Kampf zwischen der Kodokan-Schule und der traditionellen Jiu-Jitsu-Schule "Ryoi-Shinto Ryu" ausgetragen wurde. Die Schüler von Kanō Jigorō konnten den Kampf für sich entscheiden. Daraufhin verbreitete sich die Sportart in Japan rasch und wurde auch bald bei der Polizei und der Armee im Rahmen ihres Ausbildungsprogrammes eingeführt. 1911 lehrte man in Japan Judo an allen Mittelschulen als Pflichtfach.  Am 4. Mai 1938 verstarb Kanō der Gründer der Kampfsportart Judo im Alter von 79 Jahre auf der Rückreise von Europa an einer Lungenentzündung.  

Die Verbreitung der Sportart in die Welt 

Kano reiste unermüdlich als Botschafter der Kampfsportart Judo nach Europa und in die USA. Besonders sah er die Länder England, Frankreich und Deutschland als wichtige Standorte an, von denen aus sich Judo auf den ganzen europäischen Kontinent verbreiten sollte. Die Pariser Polizei führte Judo 1905 ein.  

In den darauffolgenden Jahren leisteten die europäischen Länder wichtige Aufgaben, die zu einer schnellen Ausbreitung führten. Der erste Verein in Europa (Budokwai) wurde 1918 in London gegründet. Deutschland kümmerte sich um den Aufbau der ersten europäischen Judoverbände, hingegen Frankreich um Lehrmethoden und die Vermarktung. Der erste internationale Judowettkampf fand 1926 zwischen dem ersten Verein in Europa und der deutschen Nationalmannschaft statt.  

 

Bei den Olympischen Spielen in Tokyo 1964 wurden erstmals auch Judowettbewerbe ausgetragen, ursprünglich in drei Gewichtsklassen. Ab 1972 übernahm man Judo dauerhaft in das Programm der Olympischen Spiele

 

 

 

Judo erreicht die Deutschland 

 

Im Jahr 1906 reisten Japaner zu einem Freundschaftsbesuch nach Kiel. Die Gäste führten dem deutschen Kaiser Wilhelm II. die neuartige Kampfkunst vor. Bei dem Kaiser stieß Judo auf Begeisterung und er ließ seine Kadetten (zukünftige Soldaten) unterrichten. Der bedeutendste Schüler in Deutschland war damals Erich Rahn, der seine erste Jiu-Jitsu-Schule gründete. Nach Jiu-Jitsu, setzte sich auch Judo als Kampfsportart in Deutschland durch. Die ersten Vereine entstanden in Berlin, Frankfurt und Wiesbaden.

 

1933 besuchte Kano mit seinen Schülern auf seiner Europareise Deutschland und bildete Sportler in München und Berlin aus. Der Zweite Weltkrieg bremste eine stärkere Ausbreitung des Judos, weil unter der NS-Diktatur im August 1933 die Kampfkunst in das Fachamt der Schwerathletik des Deutschen Reichsbund eingegliedert wurde. Das bedeutete, dass die Kampfsportart ihre Eigenständigkeit verlor. Nach dem 2. Weltkrieg war Judo bis 1948 durch die Alliierten verboten. Im Jahre 1956 wurde ein großer Meilenstein in Deutschland geschaffen, durch die Gründung des Deutschen Judobundes. Heute zählt Judo auf der ganzen Welt zu der weitest verbreiteten Kampfsportart, die in über 150 Ländern geschult wird.